Kleinwagen in bester Tradition: Punto I und II
Die erste Generation des Fiat Punto folgt dem Erfolgsmodell Uno nach. Der rundliche Punto I kommt 1993 auf den Markt, zwei- oder viertürig und mit deutlich verbesserter Qualität im Vergleich zum Vorgänger. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt spielt diese Modellgeneration heute keine große Rolle mehr. Sogar eine Cabrio-Version des Punto I wird aufgelegt. 1999 folgt der eckigere Punto II. Mit ABS sowie serienmäßigen Front- und Seitenairbags stellt er einen klaren Fortschritt dar, erreicht allerdings bei der Qualität nicht das Niveau der Klassenbesten. Auch bei den turnusmäßigen Hauptuntersuchungen schneidet der Punto eher schlecht ab. Mit zunehmendem Alter häufen sich die Beanstandungen der Sachverständigen. Viele der auftretenden Mängel resultieren aber aus nachlässiger Wartung.
Der pfiffige Punto II präsentiert sich als geräumig und komfortabel, dazu preiswert im Unterhalt. Auch Automatik-Versionen sind erhältlich und Modelle, die mit Erdgas betrieben werden können (Natural Power) – Garant für sensationell niedrige Unterhaltskosten. Die Motorenpalette des Punto bewegt sich dabei im Rahmen des Vernünftigen: kleinvolumige Vierzylinder als Benziner oder Diesel, die zumeist zwischen 60 und knapp 90 PS leisteten, bescheiden in Durst und Unterhaltskosten. Ausnahme das Topmodell, der Punto Abarth – mit seinen 130 PS avanciert der 1,8-Liter-16-Ventiler zum GTI-Konkurrenten. 2003 erhält die zweite Generation des Punto noch einmal ein Facelift und bevor sie dann ab 2005 sukzessive vom Nachfolger abgelöst wird. Der letzte Fiat Punto II wird 2007 gebaut.
Namens-Zickzack bei Generation III
Der Übergang zur dritten Generation gibt sich ein wenig unübersichtlich: Durch den Wechsel auf eine größere Technikplattform wächst die neue Punto-Generation von 3,80 Meter auf knapp 4,05 Meter. Damit einher geht ein neuer Name: Grande Punto. Der alte Punto wird aber noch bis 2007 weitergebaut. Keine zwei Jahre später wird aus dem Grande Punto wurde der Punto Evo, und nach drei weiteren Jahren darf sich der Kleinwagen wieder so nennen wie früher: einfach Punto. Mit der Rückbenennung erhält der Punto 2012 auch eine letzte Modellpflege. Das ist mittlerweile auch schon wieder fünf Jahre her, kein Wunder also, dass der Punto im Vergleich zu vielen moderneren Kleinwagenkonkurrenten wie Opel Corsa, VW Polo, Hyundai i20, Skoda Fabia oder Peugeot 208 inzwischen alt aussieht.
Kleines Motoren- und Modellprogramm
Auf einer Länge von knapp 4,05 Metern bietet der Punto genügend Platz für vier Passagiere; die Zulassung für fünf ist, wie bei Kleinwagen üblich, eine Formsache. Inzwischen wird der Punto in Deutschland nur noch als Viertürer angeboten. Der Kofferraum fasst 275 Liter, mit umgelegten Rücksitzen sind es bis zu 1.030 Liter. Das sind klassentypische Werte. Das Beladen des Kofferraums ist wegen der hohen Ladekante aber nicht superkomfortabel, und auch die Stufe, die beim Umklappen der Rücksitze entsteht, macht es nicht einfacher, Gegenstände nach vorn zu schieben. Innen macht der Fiat Punto einen frischen Eindruck, wenngleich Hartplastik dominiert. Die Bedienung gibt wenig Rätsel auf. Auf Assistenzsysteme müssen Punto-Käufer allerdings verzichten; allenfalls Hilfe beim Einparken gibt es durch Parkpiepser hinten. Die Passagiere sitzen sehr bequem auf den gut gepolsterten Sitzen, es gibt genügend Bein- und Kopffreiheit – hinten mit leichten Einschränkungen bei der Kniefreiheit. Man muss sich aber darauf einstellen, dass Unebenheiten bisweilen ziemlich ungefiltert ankommen. Im Vergleich zu moderneren Konkurrenten wirkt der Fiat Punto somit etwas ungehobelt. Die Lenkung gibt wenig Feedback und wird in Tests immer als sehr synthetisch beschrieben. Wind- und Fahrgeräusche sind deutlich zu vernehmen, dazu tragen auch die Motoren bei – sowohl Vier- als auch Zweizylinder sind eher brummige Zeitgenossen.
Die Motoren sind beim Kraftstoffverbrauch generell recht genügsam. Selbst mit den Benzinern ermöglicht der 45-Liter-Tank Reichweiten von 800 Kilometern. König in dieser Disziplin ist der Fiat Punto 1.4 Natural Power. Der bivalent ausgelegte Motor kann auch mit Erdgas betrieben werden; 13 Kilogramm Erdgas fassen die Zusatztanks, die am Fahrzeugboden und unter dem Kofferraum untergebracht sind. Dessen Volumen schrumpft dadurch auf 200 Liter. Ist das Gas aufgebraucht, kann mit Benzin als Treibstoff weitergefahren werden. So erreicht der Erdgas-Punto eine Reichweite von über 1.000 Kilometern. Allerdings gilt im einen wie im anderen Fall: Die Fahrleistungen sind eher beschaulich. Wer es flotter mag, greift zum Fiat Punto 0.9 8V TwinAir, der aus zwei Zylindern 105 Turbo-PS mobilisiert. Für Vielfahrer empfiehlt sich der Turbodiesel 1.3 Multijet mit 95 PS und 200 Newtonmeter maximales Drehmoment. Alle aktuell angebotenen Modelle sind mit gut schaltbarem Sechsgang-Getriebe ausgestattet.
Auch die aktuellste Generation – ganz gleich, ob sie sich Grande Punto, Punto Evo oder nur Punto nennt – gilt in Sachen Zuverlässigkeit und Langzeitqualität nicht als Musterknabe. Wie beim Vorgängermodell liegen in der Hauptuntersuchung (TÜV) die Mängelquoten in allen Altersklassen über dem Durchschnitt. Einen Bogen um einen gebrauchten Punto muss man deshalb aber nicht machen. Wer sich vor dem Fahrzeugkauf genau mit Vorbesitzern und Wartungshistorie beschäftigt, hat die Chance, ein solides und im besten Sinne preiswertes Fahrzeug zu erwerben.