Freilich spricht das nicht wirklich gegen den Fullback, denn mangels eigener Entwicklung vertraten die Italiener die Devise: Wir fragen da am besten jemanden, der etwas von Pickups versteht. Mitsubishi verfügt über beinahe vier Jahrzehnte lange Erfahrung beim Bau der kleinen Laster. Der erste L200 erschien 1978 als Kooperation mit Chrysler. 2015 stellten die Japaner die fünfte Generation des L200 vor, auf der auch der Fiat Fullback basiert.
Der Pickup – zwei Seiten einer Medaille
Die Welt der Pickups teilt sich grundsätzlich in zwei Strömungen. Auf der einen Seite sind da die mächtigen Pritschenwagen aus den USA, auf der anderen Seite die praktischen, genügsamen und vor allem technisch anspruchslosen Laster für die mehr oder weniger ausgebauten Pisten der dritten Welt. Zu dieser Spezies zählen neben dem Mitsubishi L200 auch Toyota Hilux, Nissan Navara und Ford Ranger. Eine Hochburg für die Produktion dieser leichten Nutzfahrzeuge ist Thailand. Mehrere Hersteller unterhalten dort Fertigungsstätten. Der Fiat Fullback, wie auch der Mitsubishi L200, laufen in Laem Chabang vom Band, der größten Hafenstadt des Landes. Entsprechend seinem Charakter als Nutzfahrzeug bietet Fiat den Fullback nicht als Pkw an, sondern vertreibt ihn unter seiner Nutzfahrzeug-Marke Fiat Professionell, zu der auch Fiorino, Doblo, Scudo und Ducato gehören.
Pickupmuffel-Nation Deutschland
Seit jeher ist der Markt für Pickups in Deutschland recht übersichtlich. Die Deutschen gelten als Nation von eingefleischten Pickupmuffeln. Diese Fahrzeugspezies tut sich schwer, die Frage nach einem sinnvollen Beitrag für das Transportwesen im hochentwickelten Herzen Europas erschöpfend zu beantworten. Im städtischen Raum agieren die Pritschenwagen vollkommen deplatziert und die offene, ungesicherte Ladefläche schränkt auch die Transportmöglichkeiten denkbar ein. Dank Allradantrieb findet sich die Nische im Baugewerbe oder in der Forstwirtschaft. Selbst das aufopferungsvolle statistische Walten des Kraftfahrtbundesamts in Flensburg kapituliert vor den Pickups und verweigert ihnen eine eigene Zulassungskategorie. So fanden 2015 gerade einmal rund 18.000 Pickups den Weg auf deutsche Straßen. Platzhirsch war der Ford Ranger mit 5.687 Zulassungen, gefolgt vom VW Amarok mit 4.643 Zulassungen. Danach folgen der Nissan Navara (2.680 Einheiten), der Mitsubishi L200 (1.862 Einheiten) und der Toyota Hilux (1.583 Einheiten).
Pickupfreak-Nation USA
Auf der anderen Seite des Atlantiks sind die Autokunden vollkommen verrückt nach Pickups. Zu den 17,54 Millionen Neuwagen, die die US-Amerikaner 2016 erwarben, trug Marktführer Ford allein 820.799 Exemplare seiner F-Reihe bei. 574.876 Zulassungen gingen an den Chevrolet Silverado, 489.414 an den Dodge Ram. Die F-Serie von Ford ist seit 32 Jahren das meistverkaufte Auto der USA. In über 13 Modellgenerationen hat Ford seit 1948 mehr als 34 Millionen Einheiten produziert. Die Beliebtheit der Pickups in den USA resultiert nicht zuletzt aus den günstigen Preisen. Pickups gelten als `leichte Trucks´ und müssen dementsprechend beim Karosserieaufbau nicht die strengen Sicherheitsnormen für Pkw erfüllen.
Auf den europäischen Geschmack zugeschnitten
Die Versionen des Fullback, die Fiat auf dem deutschen Markt anbietet, verbindet wenig mit dem rauen Charme der pragmatischen Transporter für die Dritte Welt. Das Angebot ist ganz auf die Erwartungen des europäischen Publikums zugeschnitten. Zu den 26.656 Euro Grundpreis gibt es bei Fiat für zusätzliche 350 Euro im Paket Klimaanlage, Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber und ein Radio mit CD-Player und USB-Anschluss. Bei der Sicherheitsausstattung der Modelle mit kleiner Kabine weht freilich noch ein Hauch von Dritter Welt durch den Fahrerstand. Lediglich zwei Frontairbags für Fahrer und Beifahrer sind an Bord. Zeitgemäß fällt die Ausstattung mit sieben Airbags erst bei den Modellen mit Doppelkabine aus.
Die beiden Turbodiesel schöpfen aus 2,4 Litern Hubraum 154 und 181 PS. Damit lassen sich akzeptable Fahrleistungen erzielen. Bei 5,3 Metern Gesamtlänge definiert die Wahl der Kabine den Nutzwert des Fullback. Die Extended Cab bietet im Fond lediglich zwei Notsitze. Dafür ist die Ladefläche 1,85 Meter lang. Die Versionen mit Doppelkabine lassen sich dagegen als vollwertige Fünfsitzer nutzen. Damit verkürzt sich freilich die Ladefläche auf 1,52 Meter. Der lange Radstand von drei Metern sichert dem Pickup einen ausgezeichneten Langstreckenkomfort, und der Allradantrieb verleiht dem Fullback Offroad-Eigenschaften, bei denen die meisten SUV nicht mithalten können. Er ermöglicht den Betrieb als Hecktriebler, mit zugeschaltetem Allradantrieb und hat eine zusätzliche Geländeuntersetzung für schweres Geläuf. Bei den 181-PS-Versionen kommt noch ein sperrbares Mittendifferenzial hinzu. Die Böschungswinkel betragen vorn 30 und hinten 22 Grad, der Kippwinkel 45 Grad. Grundsätzlich erlaubt jeder Fullback 950 Kilo Zuladung und verfügt über eine Anhängelast von 3.100 Kilogramm.
Freizeitmobil durch Zubehör
Fiat hat die Angebote für den Fullback in drei Ausstattungslinien untergliedert, die sich wiederum durch verschiedenartige Pakete unterscheiden. Somit entsteht ein breites Spektrum, damit sich der Kunde sein Fahrzeug entsprechend seinen Bedürfnissen konfigurieren kann. Das Spektrum reicht vom pragmatischen Lastesel bis zum luxuriösen Offroader mit Ladefläche. Der Fullback Double Cab Platinum markiert für 41.114,50 Euro die Spitze im Programm. Dafür bietet er unter anderem Lederausstattung, 2-Zonen-Klimaautomatik, ein zusätzliches elektronisches Sperrdiffenrenzial für die Hinterachse, Navi-Soundsystem mit 7-Zoll-Touchscreen, Sitzheizung, Rückfahrkamera und ein schlüsselloses Zugangssystem. Der offizielle Zubehörkatalog für den Fullback eröffnet weitere Nutzungsmöglichkeiten, zum Beispiel einen Hardtop-Aufbau mit Seitenscheiben für die Ladefläche des Double Caps. So verwandelt sich der Pickup in einen Kombi. Weitere Abdeckungen und Aufbauten für die Ladeflächen qualifizieren den Fullback zu einem begabten Freizeitbegleiter für alle materialintensiven Aktivitäten.