Das Design des Fiat 500 hat mitten ins Herz der Zielgruppe getroffen. Erst nach acht Jahren Bauzeit lancierte Fiat 2015 eine Modellauffrischung, die aber selbst auf den zweiten Blick nur Kennern angesichts minimaler Modifikationen rund um die Scheinwerfer auffällt. Die Außenabmessungen des Kleinwagens blieben unverändert bei knapp 3,60 Metern. Gewachsen ist in der Zwischenzeit aber das Modellangebot rund um den Fiat 500. Nicht nur mit zahlreichen Sondermodellen und limitierten Sonderserien, sondern auch mit Ablegern in andere Fahrzeugklassen hinein: dem Fiat 500L, der als Minivan ein erstaunlich hohes Platzangebot hat und mit dem siebensitzigen 500L Living sowie dem hochgesetzten 500L Trekking zwei weitere Varianten liefert. Zuletzt mit dem Fiat 500X, einem klassischen Kompakt-SUV.
Das Retrodesign mit einem enorm hohen Knuddelfaktor überzeugte die Käufer
Reminiszenzen an den legendären Fiat 500, der von 1957 bis 1975 gebaut wurde und die Kleinwagenkompetenz des italienischen Herstellers begründete, aber ein komplett eigenständiges, neues Design: Das sind Grundzutaten für den Erfolg, der Fiat mit dem neuen Fiat 500 gelingt. Runde Formen, Retrodesign mit enormem Knuddelfaktor sowie die extrovertierten Kombinationen aus Außenfarben, Leichtmetallrädern und auffälligen Innenausstattungen überzeugen die Käufer. Der Fiat 500 wildert erfolgreich im Lager potenzieller Mini-Käufer, die für einen Fiat 500 dann auch deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen als für andere Kleinwagen, wie etwa den eng verwandten Fiat Panda. Fiat spielt erfolgreich die Lifestyle-Karte; mit dem Opel Adam gibt es seit 2013 einen ähnlich positionierten Wettbewerber.
Fiat 500 und 500C: Fast unverändert seit 2007
Knapp 3,60 Meter Länge, zwei Türen, vier Sitzplätze. Der Fiat 500 ist ein typischer Kleinwagen, daran ändert auch das hochwertige Styling nichts. Der Kofferraum fasst 185 Liter. Beim Panda oder beim Ford Ka passen 40 Liter mehr rein, beim Opel Adam 15 Liter weniger. Klappt man die Rücksitze um, können zwei Personen gut ihr Reisegepäck verstauen (610 Liter). Auf den Vordersitzen ist man gut untergebracht. Die Grundabstimmung ist sportlich: Das straffe Fahrwerk gibt Fahrbahnunebenheiten sehr direkt an die Passagiere weiter und gerät auch schon einmal ins Stuckern; die Lenkung ist nicht eben ein Muster an Präzision. Trotzdem lassen sich mit dem Fiat 500 auch lange Strecken gut bewältigen. Speziell die Zweizylinder-Turbomotoren (TwinAir) sorgen für angemessenen Schub, verlocken aber angesichts ihres kernigen Klangs dazu, den 500 auf höheren Drehzahlen laufen zu lassen als notwendig. Damit sind die nominell sehr guten Verbrauchswerte der Downsizing-Motoren (0.9 TwinAir mit 85 oder 101 PS) meist theoretischer Natur. Die verschiedenen Abarth-Modelle bietet auf Fiat-500-Basis darüber hinaus eine sehr breit angelegte sportliche Palette. Käufer können unter einem halben Dutzend Ausstattungslinien wählen, dazu gibt es über die Jahre eine Vielzahl an Sondermodellen, etwa in Kooperation mit Modeherstellern.
Mit dem Fiat 500C bringt Fiat zwei Jahre nach der Limousine auch eine offene Version des Fiat 500. Ein elektrisch betriebenes Faltdach kann komplett nach hinten geschoben werden und faltet sich über dem Kofferraumdeckel zu einem handlichen Paket. Damit ist der komplette Dachausschnitt offen und sorgt für Frischluftgefühl. Vor allem in den Anfangsjahren straft der in Polen gebaute Fiat 500 Kritiker Lügen, die von italienischen Autos keine Langzeitqualität erwarten. Bei den ersten Hauptuntersuchungen glänzt der Kleinwagen mit sehr niedrigen Mängelquoten. Inzwischen liegt der Fiat 500 jedoch im hinteren Bereich der Jahrgangsrankings mit Mängelquoten leicht über dem Durchschnitt. Auch bei der ADAC-Pannenstatistik sortiert sich der Fiat 500 am Tabellenende ein. Bei älteren Jahrgängen ist der Smart schlechter, bei den jüngeren Fahrzeugen der Panda – Indiz dafür, dass der Fiat 500 doch besser gepflegt wird als der nahe Verwandte.
Fiat 500L, 500L Trekking und 500L Living: die Raumwunder
2012 erweitere Fiat die 500-Baureihe mit dem 500L. Familiäre Ähnlichkeit ist vorhanden, jedoch wirkt der 500L wie ein Hefeteig, aufgegangen in der Wärme. Das bringt einerseits ein für die Klasse sehr gutes Raumangebot: Fünf Passagiere lassen sich in dem Viertürer gut unterbringen und es bleibt auch noch Raum für Gepäck. Denn schon in der Grundeinstellung fasst der Kofferraum 412 Liter, das sind gut 30 Liter mehr als bei einem VW Golf. Vorn wie hinten finden auch großgewachsene Menschen mehr als nur ausreichende Bein- und Kopffreiheit. Mit dem Größenwachstum auf 4,15 Meter hat der Fiat 500L andererseits aber auch mächtig Gewicht draufgepackt: Rund 1,4 Tonnen müssen die Motoren schleppen, knapp 400 Kilogramm mehr als in der 500 Limousine. Das merkt man gerade den drehmomentschwachen Einstiegsmotoren an: Sie haben ihre liebe Mühe und genehmigen sich deshalb auch den einen oder anderen Schluck mehr.
Der nochmals um 20 Zentimeter längere Fiat 500L Living bietet einen fürstlichen Kofferraum von fast 640 Litern, wenn man sich nicht dafür entscheidet, die hintere Sitzreihe mit den Plätzen sechs und sieben zu belegen. Raumangebot, einfacher Ein- und Ausstieg und gute Rundumsicht zählen auch beim Living zu den Stärken, ein eher unkomfortables Fahrwerk, mäßige Sitzposition vorn und nur durchschnittliche Handlichkeit in der Stadt zu den Schwächen. Die Plätze in der dritten Reihe sind nur für kurze Strecken brauchbar.
Fiat 500X: ein richtiges Kompakt-SUV
Mit dem 500X deckt Fiat seit Ende 2014 den Markt der kompakten SUV ab. Der Wagen ist optisch an den rundlichen Formen des Fiat 500 angelehnt, während der technisch eng verwandte Jeep Renegade deutlich kantiger ausfällt. Beide Fahrzeuge basieren auf der 4×4-Plattform des Fiat-Chrysler-Konzerns, die wiederum auf der technischen Plattform des Fiat Punto aufsetzt – übrigens ebenso wie der Fiat 500L.
Mit einer Länge von knapp 4,30 Metern konkurriert der 500X mit dem Opel Mokka und ist auch als Konkurrent des Mini Countryman zu sehen. Fiat bietet ihn in zwei Designlinien an: Der City-Look kommt ohne besondere Offroad-Applikationen, wenn man einmal von den Radhausverbreiterungen absieht, während die Offroad-Look genannte Linie mit markanten Kunststoffverkleidungen an Front und Heck aufwartet. Allradantrieb ist der Offroad-Linie vorbehalten, und für diese gibt es auch die beiden stärksten Motoren der Modellreihe: den 170 PS starken Benziner, einen aufgeladenen 1,4-Liter-Vierzylinder (1.4 MultiAir), oder den 2,0 Liter großen Diesel-Direkteinspritzer (2.0 Multijet). In Verbindung mit Allradantrieb setzt Fiat bei diesen beiden Motoren eine 9-Stufen-Automatik ein. Das Fahrwerk ist sportlich ausgelegt, was in der Kombination mit den drehmomentstarken Motoren und dem agilen Allradantrieb mehr dazu verleitet, die Berge auf kurvigen Straßen zu umrunden, als abzubiegen und Schotterstrecken zu erkunden. Das Platzangebot vorn ist großzügig, hinten zufriedenstellend, der Kofferraum fasst rund 350 Liter. Beim Multimediaangebot ist der Fiat 500X auf der Höhe der Zeit.