Fiat lässt mit dem 124 Spider ein Modell auferstehen, das von 1966 bis 1985 gebaut wurde, aber nie Kultstatus erlangte wie etwa der Alfa Romeo Spider oder der Fiat 500 und schon etwas in Vergessenheit geraten war. Eigentlicher Vorläufer des 124 Spider ist auch eher der von 1995 bis 2005 produzierte Fiat Barchetta – auch ein offener Zweisitzer mit schickem Design und sportlichem Temperament zu erschwinglichen Preisen.
Technikspender aus Japan
Der Barchetta hatte allerdings Fiat-typisch mit Qualitätsproblemen zu kämpfen. Das ist beim 124 Spider nicht zu erwarten, teilt er sich doch zumindest die Fahrwerkstechnik mit dem bekannt zuverlässigen Mazda MX-5, dem meistverkauften Roadster aller Zeiten.
Die Verwandtschaft sieht man den beiden Brüdern nicht an. Während der Mazda in der aktuellen Generation auf geduckte Sportlichkeit setzt, wirkt der Fiat in der Realität deutlich stattlicher, als es die Papierform erwarten lässt. Dort stehen 4,06 Meter in der Länge und 1,74 Meter in der Breite zu Buche, womit der Fiat deutlich zierlicher geraten ist als die Roadster von Audi, BMW und Mercedes. Entsprechend knapp ist das Platzangebot auf den tiefen Sitzen, vor allem, wenn das Verdeck geschlossen ist. Auch der Kofferraum ist mit 140 Litern laut Werksangabe kaum der Rede wert.
Verzicht als Tugend
Auch wenn sich der Fiat etwas verbindlicher und weniger kompromisslos gibt als der Mazda – Roadster der puristischen Sorte sind beide. Es gibt kaum Ablagen im Innenraum, keine Nackenheizung, kaum Assistenzsysteme, und das Verdeck will nach alter Sitte per Hand nach hinten geworfen werden. Letzteres gelingt aber im Sitzen und viel schneller als bei den elektrischen Lösungen, die sich inzwischen eingebürgert haben.
Der Verzicht spart Gewicht, und tatsächlich ist der Fiat 124 mit rund 1,1 Tonnen mehrere hundert Kilogramm leichter als die hochgerüstete Premiumkonkurrenz. In der Folge genügt schon ein relativ kleiner Motor, um dem Cabrio zu sportlichen Fahrleistungen auf Augenhöhe zu verhelfen. Mit dem 140-PS-Turbo ist der Fiat bestens motorisiert und beherrscht dank des fülligen Drehmoments sowohl die sportliche wie die gelassene Gangart. Dabei lässt das knackige Fahrwerk mit Hinterradantrieb Go-Kart-Gefühle aufkommen.
Fazit: Fiat 124 Spider
Die Zusammenarbeit von Mazda und Fiat bei der Roadster-Produktion bringt auch den Kunden Vorteile. Sie haben nun die Wahl zwischen zwei offenen Spaßmachern zu erschwinglichen Preisen. Für Freunde italienischer Sportwagen geht sogar ein kleiner Traum in Erfüllung, ist von dem in Hiroshima vom Band laufenden Fiat 124 Spider doch ein großer Sprung in puncto Zuverlässigkeit zu erwarten.
Italienisch genug ist der 124 Spider trotzdem, schließlich geht Fiat beim Design und bei der Motorisierung eigene Wege. Obwohl bei der Gestaltung der Urahn 124 Spider Pate stand, haben die Italiener auf übertriebenen Retro-Look verzichtet. Die Neuauflage wirkt modern, liegt flach und breit und angemessen dynamisch auf der Straße.
Der optische Eindruck bleibt kein leeres Versprechen, denn Motor und Fahrwerk vermitteln unterwegs viel mehr Fahrspaß, als es 140 PS und der Einstiegspreis von 24.990 Euro vermuten lassen. Daran haben auch das niedrige Gewicht und der Hinterradantrieb ihren Anteil – nur diese Attribute sind beim Fiat 124 Spider wirklich retro.