Mit dem Spring bietet Dacia im Juli 2024 das günstigste Elektroauto auf dem deutschen Markt an. Getreu der Markenphilosophie hat Renaults Low-Budget-Tochter bei dem kleinen Crossover wenig Wert auf unnötigen Schnickschnack und kostspielige Komfort-Features gelegt und stattdessen ein auf das wesentliche reduzierte E-Fahrzeug auf die Räder gestellt. Gebaut wird der Spring im Dongfeng-Werk in China, nicht in Rumänien, dem Heimatland von Dacia. Nur so konnte der unschlagbar niedrige Einstiegspreis von 16.900 Euro realisiert werden. Die Kunden bekommen mit dem Spring zwar ein unschlagbar günstiges E-Auto, müssen jedoch einige Kompromisse in Kauf nehmen.
Der Dacia Spring ist seit dem Facelift im Februar 2024 3,70 Meter lang (vorher 3,73 Meter), 1,77 Meter breit und 1,52 Zentimeter hoch. Dacia bietet das kleine Elektroauto mit zwei Motorisierungen an, die beide für ein modernes Auto ungewohnt schwachbrüstig sind. Allerdings ist das Mini-SUV ohnehin eher für die Stadt gedacht. Dazu kommt, dass der Spring mit einem Leergewicht von 1.050 Kilogramm vergleichsweise leicht ist. Bei der Basisversion Electric 45 treibt ein an der Vorderachse sitzender und nur 33 kW (44 PS) sowie 125 Newtonmeter Drehmoment leistender E-Motor die Vorderräder an.
So erreicht der kleine Crossover nach 19,1 Sekunden Tempo Hundert, bei 125 km/h wird der Spring abgeregelt. Überholvorgänge auf der Autobahn dauern daher quälend lang, in der Stadt wirkt er aber, trotz der geringen Leistung, überraschend spritzig. Die stärkere Variante Electric 65 hat 48 kW (65 PS), aber mit 113 Newtonmetern ein niedrigeres Drehmoment. Trotzdem beschleunigt er mit 13,7 Sekunden schneller von null auf hundert. Auch bei ihm sind 125 km/h die Maximalgeschwindigkeit.
Die Lithium-Ionen-Batterie bietet eine nutzbare Kapazität von 26,8 kWh. Den Verbrauch gibt Dacia für die Einstiegsvariante nach der aktuellen Norm mit 13,9 kWh auf hundert Kilometern an. Die kombinierte Reichweite beträgt nach WLTP 225 Kilometer. Die stärkere Version zieht auf hundert Kilometer vergleichbar viel Strom aus dem Akku; beim Electric 65 liegt die Werksangabe bei 228 Kilometern.
Bis zu 227 Kilometer Reichweite
Für ein Elektroauto sehr leicht
Bescheidene Fahrleistungen (Landstraße und Autobahn)
Test
Die meisten Tests des Dacia Spring kommen zu einem befriedigenden Fazit, was das kleine E-Auto aber vor allem seinem nahezu konkurrenzlos günstigen Preis verdankt. Diesen sieht man ihm von außen aber nicht unbedingt an, das Design des kleinen Stromers ist durchaus gefällig.
Die wenigen Infotainment-Funktionen werden über einen sieben Zoll großen und mittig platzierten Bildschirm bedient. Zwischen den beiden analogen Rundinstrumenten sitzt ein weiterer 3,5 Zoll großer Bildschirm, auf dem neben dem aktuellen Tempo auch die Elektroauto-spezifischen Infos, wie zum Beispiel der Ladestand der Batterie oder die prognostizierte Reichweite, angezeigt werden. Das Kofferraumvolumen beträgt in der Normalkonfiguration 290 und mit der Rückbank umgeklappt 1.100 Liter, was für ein Auto dieser Größe durchaus ordentlich ist.
Die bescheidene Leistung des Basismodells wird wider Erwarten selten kritisiert. Viele Tester bescheinigen dem kleinen Dacia in niedrigen Geschwindigkeitsbereichen unterhalb 70 km/h einen guten Durchzug und sogar einen Hauch von Fahrspaß. Dieser verfliegt jedoch spätestens bei der ersten Kurve wieder. Die Lenkung agiert nämlich sehr leichtgängig und rückmeldungsarm. Ein weiterer großer Kritikpunkt ist die Federung - selbst für einen Kleinwagen rollt der Spring sehr hölzern ab und gibt Fahrbahnunebenheiten harsch an die Passagiere weiter. Dazu kommt eine schlechte Geräuschdämmung, die vor allem bei höheren Geschwindigkeiten nervt.
Sehr einfache Materialauswahl
Schlechter Federungskomfort und laute Abrollgeräusche
Defizite bei der Crashsicherheit
Preise
Zur Markteinführung kostete der Spring 20.940 Euro (Stand: Oktober 2021), abzüglich der Umweltprämie blieben davon lediglich ca. 11.000 Euro. In der absoluten Basisversion liegt der unverbindliche Herstellerpreis (UVP) des Spring heute bei 16.900 Euro (Stand: Juli 2024). Die stärkere Variante startet bei 18.900 Euro (Stand: Juli 2024). Damit ist der Spring zwar immer noch mit Abstand das günstigste Elektroauto auf dem Markt, für das Gebotene ist das aber trotzdem ziemlich viel Geld. Zum Vergleich: Für dieselbe Summe würde man einen geräumigeren Dacia Sandero in der besten Ausstattungslinie bekommen. Der Sandero fährt nicht nur besser, er fordert von seinen Käufern auch insgesamt deutlich weniger Zugeständnisse.
Basispreis: ca. 17.000 Euro
Schnellladeanschluss optional: ca. 600 Euro
AC-Ladekabel Haushalt: ca. 250 Euro
Serienbeschreibung
Mit dem Concept Car Dacia Spring Concept gab der rumänische Hersteller im März 2020 einen Ausblick auf sein erstes Elektromodell. Präsentiert wurde ein Kleinwagen im begehrten SUV-Design mit Fahrleistungen, die für einen Zweitwagen, der überwiegend in der Stadt genutzt werden sollte, ausreichend erschienen.
Der Dacia Spring ist das erste Elektroauto der rumänischen Marke.
Die Serienversion des Spring wurde dann im Oktober desselben Jahres enthüllt, Privatkunden bekamen die ersten Exemplare allerdings erst rund ein Jahr später ausgehändigt. In seinem Segment hatte der Spring kaum Konkurrenz. Zu den wenigen Wettbewerbern zählten der Renault Twingo Electric, der Smart EQ Forfour und der VW E-Up. Zum Marktstart war der Spring mit 33 kW (44 PS) verfügbar. Anfang 2023 wurde dann die stärkere Electric 65 -Version mit 48 kW (65 PS) nachgeschoben. In Fernost gibt es das Auto bereits seit 2019. Der Spring ist nämlich die europäische Version des Renault City K-ZE, den die Franzosen gemeinsam mit Dongfeng im chinesischen Wuhan produzieren und im Reich der Mitte anbieten. Weil auch der Spring dort vom Band läuft, lassen sich die für ein E-Auto vergleichsweise niedrigen Preise realisieren, die für den anfänglichen Erfolg des Spring verantwortlich sind. 2022 verkaufte Dacia allein in Deutschland 14.366 Stück. Im Jahr darauf gingen die Verkäufe in Deutschland allerdings auf nur noch 12.407 Einheiten zurück.
Ohne E-Autoprämie wird der Spring zum Ladenhüter
Mit dem Wegfall der E-Autoprämie Ende 2023 entwickelt sich der Spring in Deutschland zum Ladenhüter. In den ersten sechs Monaten 2024 wurden nur 2482 Spring neu zugelassen. Das Anfang 2024 beim Facelift eingeführte etwas selbstbewusstere Design an Front und Heck des kleinen Crossover und die im Vergleich zum Vorjahr 2023 um knapp 6.000 Euro gesenkten Preise machen aus dem Spring kein Erfolgsmodell.
In den kommenden Monaten dürfte es für den kompromissbehafteten Spring noch weit schwieriger werden. Citroën hat mit dem ë-C3 bereits ein Serienmodell für 23.300 Euro (Stand: Juli 2024) auf dem Markt, das dem Spring sowohl qualitativ als auch technisch in jeder Hinsicht überlegen ist. Renault wird noch 2024 die elektrifizierte Neuauflage des 5 zu den Händlern bringen, die, nur wenige tausend Euro teurer als der Spring, ein wesentlich besserer Kleinwagen ist. Und mit dem Skoda Elroq buhlt ebenfalls noch 2024, ein weiterer Subkompakt-SUV um die Kunden. Alle Konkurrenten bieten mehr Platz, bessere Fahrleistungen und vor allem mehr Reichweite.
Positive und negative Eigenschaften
Die größte Stärke des Spring ist sein momentan konkurrenzlos niedriger Preis. Für ihn sprechen außerdem seine kompakten Abmessungen, die ihn für den Einsatz in der Stadt prädestinieren, und das Raumangebot vorn, das für einen Kleinwagen akzeptabel ausfällt. Dass Dacia so einen niedrigen Preis realisieren kann, hat jedoch viele negative Folgen. Der schwächliche Antrieb mit geringer Reichweite ist hier sicher am gravierendsten. Die billige Innenraumanmutung, der schlechte Federungs- und Geräuschkomfort sprechen ebenfalls nicht für den Spring.