Kein Schnickschnack, keine überzogene Ausstattung und kein modisches Gedöns – in knapp 20 Jahren hat Renault seine rumänische Tochter Dacia erfolgreich als Billigmarke etabliert und dabei mit dem unter dem Werkscode SD entwickelten Sandero einen großen Wurf gelandet. Denn der 2008 präsentierte, 2012 tiefgreifend überarbeitete Konkurrent von VW Polo oder Opel Corsa stemmt sich als einer der günstigsten Neuwagen im Land tapfer gegen alles Statusdenken und kommt gut an bei Kunden, die mehr Wert auf Inhalte legen als auf Image. Zumal der Fünftürer mit Steilheck im Gegensatz zu seinem großen Bruder Logan ganz frisch aussieht, als Stepway mit Offroad-Optik sogar ein bisschen Zeitgeist atmet und von den Testern für seine guten Platzverhältnisse sowie die solide Qualität gelobt wird. Viel mehr darf man vom Sandero allerdings nicht erwarten: Die Materialauswahl spiegelt den niedrigen Preis wieder und Fahrspaß ist in dem Billigauto ein Fremdwort.
Unter der Haube Vernunft statt Vergnügen
Das zeigt bereits der Blick unter die Motorhaube. Denn mit einer Leistungsspanne von 75 bis 90 PS endet die Motorpalette des Sandero dort, wo sie bei Konkurrenten wie Corsa & Co gerade erst anfängt. Zur Wahl stehen zwei Dreizylinder-Benziner mit 1,0 Liter Hubraum und 75 PS oder 0,9 Liter und 90 PS oder ein Vierzylinder-Diesel, der aus 1,5 Liter Hubraum 90 PS schöpft. Damit erreicht der Sandero Spitzengeschwindigkeiten zwischen 158 und 175 km/h und kommt auf Verbrauchswerte zwischen 3,5 Liter beim Diesel und 5,2 Liter beim Benziner. Für alle Motoren gibt es eine Start-Stopp-Automatik und wer mehr gegen den CO2-Ausstoß tun möchte, kann den stärkeren Benziner auch mit Flüssiggas-Umrüstung bestellen und so den Schadstoffausstoß auf 98 g/km drücken.
Handarbeit statt elektrischer Helfer
Die Grundausstattung des Sandero erinnert an einen Oldtimer. Denn zumindest bei der Basisversion Essentiell ist der Name Programm und es gibt nur das Allernötigste. Fenster, Türschlösser und Spiegel bedient man deshalb noch von Hand und die Temperatur im Wagen regelt man allein über die Luftzufuhr. Mit der Ausstattung Ambiance halten dann zumindest ein paar Extras wie elektrische Fensterheber im Sandero Einzug und das Topmodell Lauréate bietet mit Klimaanlage und elektrischen Spiegeln in etwa das, was die Konkurrenz als Grundausstattung verkauft. Wer mehr will, muss zu einer anderen Marke wechseln. Denn außer Lederpolstern, Metallic-Lack und einer Rückfahrkamera gibt es bei Dacia auch für Geld und gute Worte keine weiteren Extras. Eine Sonderrolle nehmen in der Modellpalette die Stepway-Varianten Ambiance und Celebration ein. Sie sind zwar auch nur marginal besser ausgestattet, flirten aber mit vier Zentimetern mehr Bodenfreiheit und ein paar robusten Plastikplanken im Offroad-Look ein wenig mit dem Zeitgeist.
Ähnlich rudimentär wie die Komfortausstattung ist auch das Sicherheitspaket. Vier Airbags, ABS und ESP sind zwar Standard, aber weitere Schutzeinrichtungen gibt es nicht einmal gegen Aufpreis. Dacia bietet keinerlei Assistenzsysteme, keine Auswahl beim Licht und hat nicht einmal einen Tempomat im Programm. Entsprechend dürftig ist auch das Rating beim Euro NCAP mit vier von fünf Sternen.
Konkurrenzlos niedriger Preis
Die bewährte und längst bezahlte Technik aus abgeschriebenen Renault-Modellen, eine schlanke Motorpalette, eine minimalistische Ausstattung und die Produktion in Niedriglohnland Rumänien – all das führt zu einem konkurrenzlos niedrigen Preis: Mit 6990 Euro ist der Sandero einer der günstigsten Neuwagen im Land. Selbst der Lada Kalina ist rund 500 Euro teurer und für deutsche Konkurrenten wie den VW Polo, den Opel Corsa oder den Ford Fiesta muss man beinahe doppelt so viel bezahlen. Das gilt nicht nur für den Grundpreis, sondern auch für die gehobenen Varianten. Denn selbst in der teuersten Konfiguration mit allen Extras kommt der Sandero gerade eben über 15.000 Euro.
Auch auf lange Sicht ist der Sandero eine gute Wahl: Die Garantie beträgt drei Jahre, Unterhalt und Betrieb sind günstig, die Qualität ist solide und die Restwerte gelten als überdurchschnittlich hoch.
Fazit zum Dacia Sandero
Grundsolide, ordentlich ausgestattet, mit ebenso modernen wie moderaten Motoren bestückt, innen für sein kompaktes Format überraschend geräumig und seit dem großen Update von 2012 auch kein hässliches Entlein mehr – so bedient der Dacia Sandero alle Grundbedürfnisse der Mobilität und lässt als einer der günstigsten Neuwagen im Land genügend finanziellen Spielraum für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Viel Komfort darf man dabei nicht erwarten und bei der Sicherheit klaffen ein paar Lücken. Aber wer einfach nur von A nach B fahren will und nichts auf die Meinung der Nachbarn gibt, ist mit dem Preisbrecher aus Rumänien bestens bedient: Mehr Auto braucht eigentlich kein Mensch.