Als Renault die Tochter Dacia 2004 mit dem Logan auch außerhalb des ehemaligen Ostblocks etablierte, kam die kompakte Limousine mit dem konkurrenzlosen Kampfpreis genau zur richtigen Zeit. Denn die Jagd nach Schnäppchen war gerade zum Volkssport geworden und die Discounter hatten ihr Stigma verloren. So wurde der ab 2006 auch als „Mega Capacity Vehicle“ oder kurz: Kombi lieferbare Logan zum Inbegriff des Billigautos und zu einem überraschenden Erfolg. Allerdings hat sich das Auto genauso weiterentwickelt wie das Warenprogramm der Discounter. Schon mit dem Generationswechsel Ende 2012 deutlich aufgewertet, macht der längst nur noch als Kombi lieferbare Logan seit der Modellpflege vom Frühjahr 2017 deshalb mittlerweile sogar ein wenig auf Lifestyle und sucht als Stepway Celebration mit mehr Bodenfreiheit und markanten Anbauteilen die Nähe zur Outdoor-Gemeinde. Doch während Discounter mittlerweile auch mal Champagner oder Kaviar anbieten, sucht man Hightech-Delikatessen beim Logan noch immer vergebens.
Der Preis heiligt die Mittel
Das ändert allerdings nichts an seiner durchweg positiven Bewertung. Denn bei den Kritikern kommt der Logan MCV wie jeder Dacia gut an. Die Technik gilt als solide, die Raumausnutzung ist vorbildlich und der Preis verbietet jede Kritik. Die schmucklose Materialauswahl, das eher freudlose Design und das unbeeindruckende Fahrverhalten werden buchstäblich billigend in Kauf genommen. Wenn überhaupt, dann wird nur die mangelnde Sicherheitsausstattung kritisiert. Denn bei der Sicherheit, so das Urteil der Tester, hört die Sparsamkeit auf.
Minimale Auswahl an Motoren
Es gibt unter den Volumenmodellen kein anderes Auto mit einer derart schmalen Motorenpalette. Denn Dacia bietet für den Logan MCV lediglich zwei Dreizylinder-Benziner und einen Diesel mit vier Zylindern an und deckt damit gerade mal eine Spanne von 75 bis 90 PS ab. Die serienmäßig mit Fünfgang-Schaltgetrieben gekoppelten Motoren ermöglichen Spitzengeschwindigkeiten zwischen 158 und 175 km/h und verbrauchen im Mittel zwischen 3,5 Litern Diesel und 5,4 Litern Benzin. Einzig halbwegs unkonventionelle oder zumindest bemerkenswerte Motorisierung ist der TCe90 LPG, den die Rumänen schon ab Werk mit einer Flüssiggas-Umrüstung anbieten.
Selbst ist der Mann
Elektrische Helfer, Komfortfeatures und Assistenzsysteme sucht man in der Grundausstattung vergebens. Denn das Basismodell des Logan MCV ist so leer wie ein Getreidespeicher nach einem langen Winter. Das Einstiegsmodell bietet mit vier Airbags, ABS, ESP und Servolenkung wirklich nur das allernötigste und zwingt den Fahrer bei Fenstern, Spiegeln und Türschlössern noch zur Handarbeit – selten hat ein Name für eine Grundausstattung deshalb so gut gepasst wie Essentiel. Die nächsten Niveaus heißen Ambiance und Lauréate und nähern sich mit Klima und Radio peu a peu den bei anderen Herstellern schon an der Basis etablierten Standards an. Und wer den Logan Stepway Celebration bestellt, bekommt nicht nur eine trendige SUV-Optik und gute vier Zentimeter mehr Bodenfreiheit, sondern auch eine Navigation und mit einem Lenkrad in Lederoptik einen Hauch von (rumänischem) Luxus.
Egal wie viele Kreuze man auf der ohnehin sehr kurzen Optionsliste auch macht – in Sachen Sicherheit hat der Logan MCV nicht viel zu bieten. Es gibt über vier Airbags und die gesetzlich vorgeschriebenen ESP und ABS hinaus keine passiven Schutzsysteme und weder Assistenten noch besseres Xenon- oder gar LED-Licht kann man bestellen. Lediglich Parksensoren, eine Rückfahrkamera und einen Tempobegrenzer bietet Dacia an – und muss sich deshalb auch mit nur drei Sternen im Euro-NCAP-Crashtest begnügen.
Der billigste Kombi im Land
Der Komfort eingeschränkt, die Sicherheit mäßig und von Luxus kann keine Rede sein – aber dafür übernimmt der Logan MCV in einer anderen Disziplin die Spitze: Kein Kombi im Land ist günstiger. Schließlich startet das Basismodell mit 75 PS-Benziner bereits bei 7990 Euro, die Top-Versionen Stepway Celebration beginnen bei 12.200 Euro für den 90 PS-Benziner und 14.050 Euro für den gleich starken Diesel und selbst mit allen Optionen fällt es schwer, den Preis über 15.000 Euro zu treiben. Der deutlich kleinere Cousin Renault Clio Grandtour beginnt dagegen erst bei 13.990 Euro und der nur außen etwas größere Kombi des Renault Mégane ist sogar erst ab 17.790 Euro zu haben. Und nach dem Kaufen geht das Sparen weiter. Die Garantie währt drei Jahre, die Ersatzteilkosten sind niedriger als bei allen anderen Marken, die Mängelquote ist gering und die Restwerte sind hoch.
Fazit zum Dacia Logan MCV
Er ist nicht sonderlich schön und viel Eindruck kann man damit auch nicht schinden. Doch wer sein Auto zum Ankommen kauft und dabei viel Platz für Kind und Kegel braucht, der ist mit dem Dacia Logan MCV gut bedient. Denn der Wagen ist geräumig und grundsolide. Und vor allem ist er angesichts der guten Qualität und der hohen Restwerte kein Lockangebot, für das man später umso tiefer in die Tasche greifen muss. Doch so ganz zum Nulltarif gibt es den König der Knauser trotzdem nicht. Denn was man an Geld spart, bezahlt man mit Komforteinbußen und dem unguten Gefühl, auch bei der Sicherheit ein paar Abstriche zu machen.