Damit war der Berlingo sowohl im gewerblichen wie privaten Bereich ideal für Kunden, für die der Nutzwert eines Autos im Vordergrund steht. Entsprechend schwächlich und unscheinbar waren die zwei Benziner mit 60 PS und 75 PS sowie die zwei Dieselmaschinen mit 61 PS und 71 PS unter der Fronthaube.
Handwerker sollten ebenso zufrieden sein wie Familien, für die Citroën neben der Basisausstattung mit Airbags, höhenverstellbarem Lenkrad und Gurtstraffer ab 1997 auch die stärkere und komfortablere Variante Multispace auf den Markt brachte, die statt der beiden Hecktüren eine Heckklappe sowie ein optionales elektrisches Faltdach bekam. ABS, Klimaanlage und elektrische Fensterheber gab es von Anfang an als Extras auch für die Handwerkerausführung, die auf Rückbank und hintere Seitenfenster verzichtete und nur mit zwei Vordersitzen ausgeliefert wurde.
Der Berlingo wird elektrifiziert
Der ab Spätsommer 1997 verfügbare Multispace mit dem 90 PS starken 1.8i-Benziner war mit maximal 160 km/h der bis dahin schnellste Berlingo. Während das konventionell angetriebene Familienauto rund 26.500 Euro kostete, konnten Kunden ab 1998 gut 1000 Euro drauflegen und erhielten dafür den elektrifizierten Berlingo Electrique. Allerdings ohne Batterie, die zusätzlich geleast werden musste.
Damit brachte Citroën früh ein E-Auto in einem Marktsegment, in dem der Elektroantrieb auch heute noch sinnvoll erscheint, ohne auf das für die Langstrecke nach wie vor bestehende Reichweitenproblem zu stoßen: bei den Handwerkerautos. Der Electrique von 1998 kam auf einen Aktionsradius von rund 70 bis 120 Kilometern und war maximal 95 km/h schnell. Seine Nutzlast war aufgrund der schweren Batterien jedoch auf 500 Kilogramm beschränkt.
Einen Schritt weiter in Richtung Familienauto machte der französische Hochdachkombi 1999 mit Merkmalen wie einer seitlichen Schiebetür, in Teilen umklappbarer Rückbank sowie Isofix-Befestigungsösen für zwei Kindersitze, die ins Programm aufgenommen wurden. Der Multispace konnte später auch mit Schiebetüren an beiden Seiten bestellt werden.
Zweitauflage erst nach zwölf Jahren
Weiter ging diese Entwicklung mit dem ersten Facelift seit Markteinführung, das 2002 neben einer neu gestalteten Frontpartie mit größeren Scheinwerfern ein Cockpit ähnlich dem des Kleinwagen C3 sowie Seitenairbags und mehr Sitzkomfort bot. Teilweise waren auch Armlehnen vorn und Klapptische an den Rückenlehnen der Vordersitze verfügbar. Das Motorenangebot bekam etwas mehr Leistung, bestand aber nach wie vor aus zwei Dieseln mit 70 PS und 90 PS sowie zwei Benzinern mit 75 PS und 109 PS.
Ganze zwölf Jahre nach der Premiere und damit weit später als bei Pkw üblich brachte Citroën erst 2008 die Zweitauflage des Berlingo zu den Händlern. Der Generationswechsel bedeutete ein Längenwachstum auf 4,38 Meter, dazu ging das Modell auch etwas in die Breite.
Die Pkw-Version erhielt zur Abgrenzung vom Nutzfahrzeug vorübergehend den Beinamen Tepee und im Fond statt der konventionellen Rückbank gegen Aufpreis drei einzeln verschieb- und herausnehmbare Sitze. Auch eine Outdoor-Variante, schon zuvor erhältlich, wurde wieder aufgelegt, die an einen Allradantrieb gekoppelt allerdings nicht auf allen Märkten verfügbar war.
ESP und FAP jetzt Standard
Das Ladevolumen gab Citroën mit 642 bis 3000 Litern an, die Ladelänge mit 1,8 Metern bis 3,0 Metern. Gewerbekunden wurden mit Volumina von bis zu 3,7 Kubikmetern gelockt. Es gebe genug Stauraum für zwei Euro-Paletten, hieß es damals.
Komfort, Praxistauglichkeit und Sicherheit sollte der Berlingo durch ein optionales Glasdach, Staufächern im Wagendach sowie einem Pkw-ähnlichen Innenraum mit vier serienmäßigen Airbags steigern. Auch ein Berganfahrassistent sowie ESP in den meisten Versionen war jetzt immer an Bord, ebenso wie ein Rußpartikelfilter (FAP) für die Diesel. Motortechnisch bestand das Angebot nun nur noch aus 1,6-Liter-Maschinen, wobei der Benziner 98 PS oder 120 PS, der Diesel 99 PS oder 120 PS leisteten.
Letztere Version war mit 173 Kilometern pro Stunde und 5,6 Litern Verbrauch (CO2-Ausstoß: 147 g/km) auch zugleich das schnellste und sparsamste Modell der Baureihe – bis 2009 zunächst für die Nutzfahrzeugvariante eine „Airdream“-Ausführung mit 90-PS-Diesel in den Handel kam, der nur noch 5,3 Liter (CO2-Ausstoß: 140 g/km) verbrauchen sollte. Im Folgejahr wurde auch wieder eine Elektroversion vorgestellt, die 2014 in den Verkauf ging, mittlerweile aber nicht mehr verfügbar ist.
Modellpflegemaßnahmen erhielt der ebenfalls immer komfortabler gewordene Berlingo II im Jahr 2012, als vor allem Heck- und Frontleuchten modernisiert wurden, sowie 2015, als zum Genfer Salon neue Ausstattungsmerkmale wie ein sieben Zoll messender Touchscreen für Navigation und Infotainment, Einparksensoren vorn, ein Notbremsassistent für den Stadtverkehr sowie eine Rückfahrkamera präsentiert wurden. Mittlerweile ist der Berlingo Multispace auch als Siebensitzer mit zweiter Rückbank zu haben sowie mit Smartphone-Konnektivität. Die Motoren wurden ebenso überarbeitet, leisten aktuell von 75 bis 120 PS und erfüllen die Euro-6-Norm. Die sparsamste Version gibt Citroën mit 4,1 Litern (CO2-Ausstoß: 109 g/km) an.