Anfangs nur zwei Einzelsitze im Fond
Neuartig war, Merkmale eines SUV mit der Dachlinie eines Coupés in einem Viertürer zu kombinieren. Den X6 zeichnete eine große Bodenfreiheit, ein langer Radstand und eine breite Spur aus. Zudem gab es auf 4,88 Metern Fahrzeuglänge nur vier Sitze – anstelle einer Rückbank waren anfangs hinten nur zwei Einzelsitze im Angebot. Kein Wunder, dass der je nach Motorisierung bis zu 2,5 Tonnen schwere Trumm mit der bis Brusthöhe nach oben gezogenen Heckpartie befremdete.
Ausnahmslos Sechs- und Achtzylindermotoren
Auch motorentechnisch klotzte der X6. Vom Start weg gab es ihn nur mit Reihensechszylinder- und V8-Motoren – und daran hat sich bis heute nichts geändert. Zwischenzeitlich war auch ein überteuertes Hybridmodell im Handel. Zur Markteinführung konnten Kunden zwischen den beiden Dieselmotoren 30d und 35d mit 235 PS und 286 PS sowie den beiden Benzinern 35i (306 PS) und 50i, einem 4,4-Liter-V8 mit 407 PS, wählen. Damit benötigte der X6 für den Standardsprint auf Tempo 100 zwischen 8,8 und 5,4 Sekunden und war maximal zwischen 210 und 250 km/h schnell. Der Normverbrauch lag zwischen 8,2 und 12,5 Liter.
ActiveHybrid – inzwischen veraltete Technik
Gekoppelt war das SUV immer an einen Allradantrieb, den BMW mit einer damals neuen Funktion ausstattete, die der Hersteller „Dynamic Performance Control (DPC)“ nannte. Es waren die Anfänge der variablen Drehmomentverteilung zwischen einzelnen Rädern bei BMW, die sich beim X6 auf die Hinterachse beschränkte. Bei der Ausstattung gab es Kniepolster am Mitteltunnel, Schaltwippen am Lenkrad oder ein Head-up-Display sowie ein luftgefedertes Fahrwerk mit Niveauregelung. Das Kofferraumvolumen betrug 570 Liter.
2009 schraubte BMW dem X6 noch komplexere Technik unters Blech: Der ab Jahresmitte angebotene Hybridantrieb war so raumgreifend, dass die Motorhaube des ActiveHybrid X6 eine Hutze bekam. Der kombinierte Antrieb aus V8-Benziner und zwei E-Maschinen ermöglichte rein elektrisches Fahren bei niedrigen Geschwindigkeiten inklusive „Boost“-Funktion. Die Systemleistung lag bei 485 PS, der Verbrauch bei 9,9 Litern, der Preis bei 102.900 Euro – 26.000 Euro mehr als für den konventionellen V8 ohne Elektrounterstützung. Als Stromspeicher diente noch ein Nickel-Metallhydrid-Akku, eine heute im Automotive-Bereich überholte Technologie.
Ein Schuss mehr Alltagstauglichkeit
Den verhaltenen Öko-Abdruck des Hybrid-Modells konterkarierte eine andere Spielart des X6, die im gleichen Jahr zum Herbst debütierte: der X6 M als erster „Geländewagen“ der BMW-eigenen Tuningschmiede M GmbH, die den 4,4-Liter-V8-Benziner auf 555 PS trimmten. Dank eines Drehmoments von 680 Nm ließ sich der Brocken damit in 4,7 Sekunden auf 100 km/h wuchten. Die Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h ließ sich auf 275 km/h freischalten. Als Preis rief BMW 108.500 Euro auf.
Eine Prise praktischen Nutzen eröffnete BMW seinem größten Geländewagen im Frühjahr 2011, als es den X6 (außer Hybrid- und M-Modell) wahlweise auch als Fünfsitzer mit durchgehender Rückbank anbot.
Die zweite Generation des großen SUV-Coupés, dem seit 2015 auch ein Mercedes GLE Coupé die Marktanteile streitig macht, kam Ende 2014 auf den Markt und sollte das Modell noch schnittiger, sportlicher und zugleich etwas sparsamer machen. Dank Gewichtssenkung und verbesserter Aerodynamik sank der Normverbrauch tatsächlich um fast ein Viertel. Die Rechnung dafür bezahlten Kunden mit einer ordentlichen Preiserhöhung. Der Grundpreis stieg um etwa 3000 Euro auf 65.650 Euro.
Neuauflage des M-Modells
Dafür gab es aber auch mehr Ausstattung – darunter 19-Zoll-Räder, Xenonlicht (LED als Option), Lederpolster und eine elektrische Heckklappe. Die Motorenpalette umfasst aktuell bei den Benzinern einen 35i mit 306 PS sowie den 50i mit 450 PS. Die Diesel decken 258 PS bis 381 PS ab. Im aktuellen X6 wird generell per 8-Gang-Automatik geschaltet, zuvor waren die kleineren Motoren an einen sechsstufigen Automaten gekoppelt. Der verbrauchsärmste unter ihnen soll laut BMW nach Norm glatte 6,0 Liter brauchen. Dass der X6, oft als Geländewagen missinterpretiert, ein waschechter Sportwagen ist, der sich bis heute der Vierzylinder-Mode verschließt, belegt auch die Neuauflage des M-Modells, das es seit 2015 auch wieder in Form des 575 PS starken X6 M gibt.