Alfa Romeo möchte sich künftig höher positionieren und als Konkurrent der deutschen Premiumhersteller ernst genommen werden. Dabei soll auch die Zusammenarbeit mit Maserati helfen, genau wie Alfa zum Fiat-Konzern gehörig. Ein erstes Zeugnis dieser Neuausrichtung war der 2003 erschienene Supersportwagen 4C. Entworfen vom Alfa Romeo Centro Stile werden beide 4C-Varianten im Maserati-Stammwerk in Modena in geringen Stückzahlen produziert.
Typisch Alfa mit einem Schuss Ferrari
Optisch nimmt der 4C Anleihen beim Sportwagen Tipo 33 Stradale von 1967. Wer dieses Auto nicht kennt, kann den 4C doch von vorn anhand des schildförmigen Kühlergrills und des seitlich versetzten Nummernschilds sofort als Alfa identifizieren. Hinten werden durch die kreisrunden Rückleuchten eher Erinnerungen an Ferrari wach. Dazwischen haben die Alfa-Designer schwungvolle Sicken und muskulöse Wölbungen in die Karosserie aus Faser-Kunststoff-Verbundwerkstoff gepresst. Der 4C ist extrem flach und nur 3,99 Meter lang. Der kurze Radstand von weniger als 2,4 Metern soll zu besonders agilem Kurvenverhalten führen.
Die offene Variante nennt sich Spider, entspricht aber mit ihrer relativ kleinen Dachöffnung eher einem Targa. Das Verdeck muss manuell an sechs Clips entriegelt, zusammengerollt und im hinteren Kofferraum verstaut werden. Nennenswerter Platz bleibt dann dort nicht mehr. Die vordere Haube fällt diesbezüglich auch aus. Sie lässt sich erst gar nicht öffnen, sondern nur nach Lösen einiger Schrauben komplett abnehmen.
Beim 4C ist alles dem Leichtbau untergeordnet, was mit einem Leergewicht von 895 kg beim Coupé und 940 kg beim Spider eindrucksvoll belohnt wird. Als Folge erreicht der Innenraum aber nicht die Wohnzimmerqualitäten, die man von Autos dieser Preisklasse gewöhnt ist. Es dominiert schwarzes Hartplastik, gegen Aufpreis aufgelockert durch Deko aus Carbon. Dass der 4C keinem reinen Retro-Konzept folgt, zeigt sich an den Instrumenten, die digital dargestellt werden.
Optimale Gewichtsverteilung
Auch an der Sitzverstellung hat Alfa gespart. Der Fahrersitz ist nur in Längsrichtung verstellbar, der Beifahrersitz gar nicht. Ohnehin braucht es etwas Übung, bis man sich elegant über die breiten Türholme in die Kohlefaser-Wanne eingefädelt hat.
Die Domäne des 4C ist aber das Fahren. Dabei profitiert der 4C davon, dass jede Pferdestärke des 240 PS starken 1,7-Turbomotors weniger als vier Kilogramm zu bewegen hat. Folge ist eine brachiale Kraftentfaltung und ein Sprint auf Tempo 100 in 4,5 Sekunden. Dabei klebt der 4C förmlich auf der Straße und beweist auch in Kurven dank der optimalen Gewichtsverteilung, die das Mittelmotor-Layout ermöglicht, das Handling eines verkappten Rennwagens.
Die Lenkung muss ohne Servounterstützung auskommen. Das macht wegen des geringen Gewichts beim Rangieren zwar kaum Probleme, dennoch ist es diese Lenkung, die am ehesten Kritik auf sich zieht. Tester bemängeln, dass sie bei hohem Tempo oder auf schlechten Straßen zu nervös reagiere, ohne im Gegenzug ausreichend Fahrbahnkontakt zu vermitteln.
Fazit zum Alfa Romeo 4C Coupé/4C Spider
Mit jährlich nur bis zu 3500 für den Weltmarkt produzierten Exemplaren ist der Alfa Romeo 4C ein extrem seltener Anblick auf deutschen Straßen. Dieser Anblick ist dann aber ein umso erfreulicherer, zumal er dokumentiert, dass Alfa Romeo nach vielen Irrungen und Wirrungen wieder Ehrgeiz entwickelt hat und nicht ausschließlich auf Großserientechnik mit Gleichteilen aus dem Fiat-Konzern setzt.
Mit dem 4C will Alfa an seine ruhmreiche Sportwagengeschichte erinnern. Aber so recht konnte man sich offenbar nicht entscheiden, ob dabei Tradition oder Moderne im Vordergrund stehen sollte. So verfügt der 4C zwar einerseits über eine rein manuelle Lenkung und keine modernen Assistenzsysteme. Andererseits werden die Instrumente im Cockpit digital eingespiegelt, und als Schaltung kommt ein Doppelkupplungs-Getriebe zum Einsatz.
Am wahrscheinlichsten ist es, dass man den 4C von hinten sieht, und dort sieht er mit den muskulösen Wölbungen über der Hinterachse, der spoilerartigen Abrisskante und den runden Heckleuchten im Ferrari-Stil auch besonders knackig aus.
Mit seinen Fahrleistungen und dem kompromisslosen Fahrverhalten zählt der aus Kohlefaser und Kunststoff gefertigte 4C zur kleinen Liga der Supersportwagen, die im Straßenverkehr keine echte Daseinsberechtigung haben, aber den wenigen stolzen Besitzern einen Adrenalin-Kick im grauen Alltag verpassen. Alle anderen Auto-Fans regt er zumindest zum Träumen an – und zum Kalkulieren, ob 63.500 Euro Startpreis nicht doch noch irgendwie ins Budget passen.