Spätestens der Dieselskandal hat die deutschen Automobil-Hersteller dazu bewegt, das Thema alternative Antriebe mit Hilfe von Hybrid-Technik, Elektromotoren und ähnlichen Konzepten voranzutreiben. Wieviel Zeit Volkswagen, Audi, BMW, Mercedes und Co. in der Vergangenheit aber ungenutzt haben verstreichen lassen, zeigt sich im direkten Vergleich mit Toyota. Mit dem Modell Prius, einst das erste Großserienmodell mit Hybrid-Antrieb, sind die Japaner Taktgeber in Sachen Hybrid-Technik. Seit 1997 baut Toyota sein Erfolgsmodell, das seit 2016 bereits in der vierten Generation und seit Generation drei auch als Plug-in Hybrid verfügbar ist.
Seit 2016 ist der Prius IV auf dem Markt, der als erstes Toyota-Modell auf der neuen TGNA-Plattform des Unternehmens basiert. Sie ermöglicht einen tieferen Schwerpunkt und erhöht die Karosseriesteifigkeit. Das soll dem Prius IV einen verbesserten Federungskomfort und ein direkteres Fahrverhalten verschaffen. Zudem erzielte der Prius IV, der wie seine Vorgänger nur in einer Karosserieform – als Schrägheck-Limousine – verfügbar ist, im ADAC Crashtest die Höchstwertung von fünf Sternen. Sowohl für den Hybrid als auch für den rund 10.000 Euro teureren Plug-in Hybrid steht erneut nur eine Motorvariante zur Verfügung: Der 1,8-Liter-Benzin-Motor bringt es in Verbindung mit einem Elektromotor auf eine Systemleistung von 122 PS, die über ein stufenloses Automatikgetriebe umgesetzt werden. Während es der Hybrid auf eine Spitzengeschwindigkeit von 180 km/h bringt, erreicht der Plug-in Hybrid „nur“ 162 km/h. Einen Vorteil erzielt die Plug-in-Version aber beim Normverbrauch. Während Toyota für den Hybrid 3,0 Liter gemessen hat, sind es beim Plug-in-Hybrid sogar nur 1,0 Liter. Das mag zwar unter Alltagsbedingungen ein wenig anders aussehen. Aber eine Zwei vor dem Komma sollte je nach Fahrweise durchaus drin sein.
Plug-in Hybrid beinahe 10.000 Euro teurer
nur eine Motor-Variante mit einer Systemleistung von 122 PS
Hybrid ist deutlich schneller als der Plug-in Hybrid
Test
20 Jahre Erfahrung in Sachen Hybrid-Technik sprechen für Toyota und den Prius IV, der wie seine Vorgänger als äußerst zuverlässiges Fahrzeug gilt. Während bei früheren Generationen die Verarbeitung und die verwendeten Materialien Anlass zur Kritik gaben, hat der Prius IV im Finish eine hohe Reife erreicht, die mit kleinen Ausnahmen (etwa die Türverkleidungen aus Hart-Kunststoff) auch anspruchsvolle Kunden zufriedenstellen sollte. Vier Personen reisen im Prius IV kommod und auch ohne Tankstopp sehr weit. So sind beim Hybrid Reichweiten über 1000 Kilometern durchaus realistisch.
ausgereifte, zuverlässige Technik
hohe Reichweite von mehr als 1000 Kilometern
Verarbeitung und Materialien geben kaum Anlass zur Kritik
Preise
Der Toyota Prius ist ein solides und politisch korrektes Fahrzeug, das das eigene Umweltbewusstsein beruhigt – allerdings ist es kein günstiges Vergnügen. Schon in der einfachsten Ausstattung, schlicht „Prius“ genannt, kostet die Hybrid-Variante 28.150 Euro. Dabei verfügt jedoch schon die Basis-Version über ein serienmäßiges Sicherheitspaket mit vielen Fahrassistenten, darunter das Pre-Collision-System mit Personenerkennung, die Notbremsfunktion sowie der Spurhalte- und der Fernlichtassistent. Ebenso an Bord ist eine Verkehrszeichenerkennung, eine Klimaautomatik sowie das Multimedia-Audiosystem „Toyota Touch“ mit Rückfahrkamera. In der nächst höheren Ausstattungslinie „Comfort“ ab 29.900 Euro sind zudem ein Head-up-Display, ein Totwinkel-Warner mit Rückfahrassistent, eine Sitzheizung vorne und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen serienmäßig. Die Top-Version „Executive“ für 32.150 Euro hat nichts Sicherheitsrelevantes hinzuzusetzen, bietet aber einiges mehr an Komfort. So gehören hier unter anderem das Navigationssystem „Toyota Touch & Go“, das JBL-Premium Soundsystem und das Einparksystem „IPA & ICS“ zum Ausstattungsumfang. Deutlich teurer ist die Plug-in Hybrid-Variante, die als „Comfort“ ab 37.550 Euro startet. Mit dem Sicherheitspaket „Toyota Safety Sense“, dem Multimedia-Navigationssystem „Toyota Touch & Go“ und einer Dual-Klimaanlage mit Passagiererkennung ist aber auch diese Basis-Version sehr gut ausgestattet. Interessant an der nächsthöheren Ausstattungslinie „Solar“ für 39.600 Euro ist vor allem das innovative Solardach, das die erzeugte Energie für den elektrischen Antrieb nutzen kann. Mit 40.650 Euro durchbricht die höchste Ausstattungsvariante „Executive“ schließlich die 40.000 Euro-Schallmauer. Nicht nur, aber vor allem unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten erscheint der konventionelle Hybrid in der Ausstattung „Comfort“ für 29.900 Euro als beste Wahl.
Basis-Hybrid ab 28.150 Euro
Plug-in Hybrid „Solar“ mit innovativem Solardach
konventioneller Hybrid „Comfort“ mit bestem Preis-Leistungsverhältnis
Serienbeschreibung
1997 startete die erste Generation, damals noch als Stufenhecklimousine. Die Kombination von Benzin- und Elektromotor(en) in Großserie auf den Markt zu bringen, war 1997 ein durchaus mutiger Schritt. Der Prius I (intern NHW10) verfügte über einen 1,5-Liter-Benzinmotor mit 58 PS sowie über einen Elektromotor, der 40 PS leistete.
Der Prius war das erste Großserienmodell mit Hybrid-Technik.
Im Jahr 2000 folgte eine Überarbeitung (NHW11), bei der die Leistung des Benzinmotors auf 72 PS, die des Elektromotors auf 44 PS erhöht wurde. Diese Version war die erste, die auch in Europa vertrieben wurde. 2003 folgte der Prius II (NHW20), der sich in Design und Technik deutlich vom Prius I abhob. Toyota setzte nun auf ein Schrägheck, die Leistung wurde auf 79 Benzin- und 68 Elektro-PS angehoben.
Dritte Generation erstmals auch als Plug-in Hybrid
2009 stellte Toyota den Prius III (ZVW30) vor, dessen Hybridsystem eine nahezu komplette Neuentwicklung war. Der nun über einen Hubraum von 1,8-Litern verfügende Benzinmotor leistete 99 PS, die Gesamtsystemleistung lag bei 136 PS. Optisch war der Schritt vom Prius II zum Prius III deutlich weniger radikal als der vom Prius I zum Prius II. Im Innenraum bemühte man sich allerdings um wertigere Materialien. Vor allem für die Fondpassagiere und für das Gepäck wurde mehr Patz geschaffen. Erstmals wurde der Prius nun auch als Plug-in Hybrid vorgestellt, der über ein von Toyota mitgeliefertes Ladekabel an nahezu jeder Haushaltssteckdose aufgeladen werden konnte. Die rein elektrische Reichweite war mit gerade einmal zwanzig Kilometern allerdings noch sehr überschaubar. Seit 2016 ist nun der Prius IV verfügbar, der als erstes Modell der Marke auf der neuen Plattform TNGA (Toyota New Global Architecture) basiert. Auch vom Prius IV gibt es eine Plug-in Hybrid-Variante, die im reinen Elektromodus bis 135 km/h schnell ist und eine Reichweite von mehr als 50 Kilometern hat. Hybrid und Plug-in Hybrid unterscheiden sich auch äußerlich. So ist die Plug-in-Version etwa zehn Zentimeter länger, was der Unterbringung des Batterie-Systems im Kofferraum geschuldet ist. Damit wird der Plug-in deutlich schwerer – er wiegt 150 kg mehr als der konventionelle Hybrid.
„Das umweltfreundlichste Auto Europas“
Wie sehr Toyota mit dem Prius nahezu von Beginn an den Zeitgeist getroffen hat, zeigen die unzähligen internationalen Auszeichnungen. So wurde der Prius von 2004 bis 2006 mit dem Preis „International Engine of the Year“ ausgezeichnet und war von 2004 bis 2008 Sieger im ADAC Eco-Test und damit das „umweltfreundlichste Auto Europas“. Aber der Prius ist nicht nur der Liebling der Kritiker. 2007 und 2008 wurde er von seinen Besitzern beim „J.D. Power Report“ zum „Auto mit der höchsten Kundenzufriedenheit“ gewählt. Da verwundert es nicht, dass auch der deutsche TÜV nur Bestes über den Prius zu sagen weiß und ihn 2010 und 2011 zum Auto mit der geringsten Mängelquote unter den drei Jahre alten Fahrzeugen kürte. Nicht zuletzt zeigt sich der Reifegrad, den Toyota bei der Hybrid-Technik erreicht hat, auch darin, dass längst viele weitere Modelle aus dem Programm der Marke wie etwa der Yaris, der Auris oder der C-HR heute ebenfalls als Hybrid-Variante verfügbar sind. Keine Frage, der Prius IV ist ein harter Gegner für die Konkurrenten wie Audi A3 e-tron, VW Golf GTE oder auch Lexus CT 200h, das Kompaktmodell der Toyota-Tochter.