Gemäß seiner französischer Wurzeln seines Gründers leitet der Hersteller die Bezeichnung `Camaro´ vom französischen `Camerade´ ab, was so viel wie `Freund´ oder `Kamerad´ bedeutet.
Das Rezept für ein `Pony Car´ ist einfach. Auf den Plattformen bewährter Mittelklasselimousinen mit Starrachsen und Trommelbremsen entstehen aufregende zweitürige Karosserien mit langen Motorhauben. Diese Coupés sollen in erster Linie preiswert sein und ein breites Publikum ansprechen. Chevrolet nutzt die Plattform des Nova, eine von 1962 bis 1967 gebaute, biedere Mittelklasselimousine und verbaut im Camaro als Basismotor einen Reihensechszylinder mit 3,8 Liter Hubraum, der 140 PS leistet. Das wahre Antriebsideal erreicht ein Pony Car jedoch erst mit acht Zylindern. Im ersten Camaro lieferten die V8 zwischen 290 und 375 PS. 1967 schiebt die GM-Schwesterdivision Pontiac den Firebird auf Camaro-Basis nach.
Wettrüsten der Muscle Cars
Ende der Sechziger des vergangenen Jahrhunderts entwickelten die Anbieter von Pony Cars ein regelrechtes Wettrüsten bei den Motoren. V8-Monster mit bis zu 500 PS fallen über die hinteren Starrachsen her. In Anbetracht extrem günstiger Spritpreise verbreiteten auch Verbrauchswerte um 30 l/100 km kaum Schrecken. Die Ölkrise von 1973 und ein erwachendes Umweltbewusstsein setzen den Exzessen dann schlagartig ein Ende. Streiks, Qualitätsprobleme und nachlassendes Kundeninteresse sorgen 1972 fast für ein frühzeitiges Aus des Camaro. Doch das Coupé darf weiterleben – auch wenn neue Abgasvorschriften die Leistung des 5,7-Liter-V8 ab 1975 auf bescheidene 145 PS beschneiden.
Die zweite Generation des Camaro erlebt Ende der Siebziger ihre Blüte auf dem deutschen Markt. Dank eines günstigen Wechselkurses des US-Dollars sinken die Preise für einen Camaro Berlinetta mit 5,7-Liter-V8 auf rund 23.000 D-Mark. 1979 baut Chevrolet knapp 300.000 Einheiten des Camaro.
Langsamer Niedergang ab Generation drei
Die dritte Generation des Camaro leitet ab 1982 den schleichenden Niedergang der Baureihe ein. Die Form ist sachlich und modern, die Motoren erhalten Benzin-Einspritzung. 1990 sinkt die Produktion auf gerade einmal 35.000 Exemplare. Die vierte Generation ab 1993 polarisiert von Anfang an mit ihren rundlichen Linien. Eine nachlassende Produktqualität und mangelnde Performance führen schließlich 2002, im 35. Jubiläumsjahr, zur Einstellung der Baureihe.
Wiedergeburt als Filmheld
2005 besinnt sich Chevrolet seiner Muscle-Car-Tradition und präsentiert eine Camaro-Studie mit formalen Retrozitaten der ersten Generation und einem 400-PS-V8. Das Echo ist überwältigend. Es ermutigt die Verantwortlichen zur Serienentwicklung und zur Neuvorstellung der Reihe 2009 mit zwei V6-Motoren, die 305 und 323 PS leisten, sowie V8-Triebwerken mit 405, 432, 511 und 587 PS. Den Kultstatus des neuen Camaro untermauert die Blockbuster-Filmreihe `Transformers´, wo der Camaro als `Bumble Bee´ eine tragende Rolle als Mischung aus Auto und Roboter übernimmt. Im November desselben Jahres kommt der Camaro offiziell nach Deutschland.
Stark wie nie
Seit 2016 ist die sechste Generation des Camaro auf dem Markt. Chevrolet bietet hierzulande das Modell als Coupé und Cabriolet mit elektrisch betätigtem Stoffverdeck an. Für beide Karosserieversionen stehen jeweils ein aufgeladener Zweiliter-Vierzylinder mit 275 PS und ein V8 mit 6,2 Liter Hubraum und einer Leistung von 453 PS zur Verfügung. Wahlweise bietet Chevrolet als Kraftübertragung für beide Motoren ein Sechsgang-Schaltgetriebe oder eine Achtgang-Automatik an. Das Topmodell ZL1, dessen 6,2-Liter mit Kompressoraufladung 659 PS produziert, fehlt im offiziellen Angebot des deutschen Anbieters allerdings. Der ZL1 liefert Fahrleistungen, die eines Supersportwagens würdig sind: von null auf 100 km/h in gerade einmal 3,8 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von beeindruckenden 318 km/h.
Ein Rundum-sorglos-Angebot
Gleichgültig welche Karosserieform oder Motorisierung, der Camaro tritt mit einer Komplettausstattung an, die das Prädikat `Rundum-sorglos-Paket´ verdient. Bereits der Zweiliter für 39.900 Euro ist umfassend konfiguriert: Das Fahrwerk besitzt eine zeitgemäße Konstruktion mit Einzelradaufhängung und angetriebener Mehrlenkerhinterachse. Die Hochleistungsbremsanlage von Brembo ist elektronisch mit ABS, ESP, Bremskraftverteilung und Traktionskontrolle angereichert. Start-/Stopp-Funktion, Tempomat, schlüsselloses Zugangssystem, elektrisch verstellbare, beheizbare Sitze, beheizbares Lederlenkrad, Rückfahrkamera, Klimaautomatik, Infotainment-System, Bose-Soundsystem, acht Airbags, Head-up-Display oder 20-Zöller aus Leichtmetall lassen kaum noch Wünsche offen. Die lassen sich beispielsweise mit 750 Euro für Metalliclacke oder die typischen Längsstreifen erfüllen oder durch einen 600-Euro-Aufschlag für Leder. Gegen 400 Extra-Euro gibt es für das Cabrio ein beigefarbenes oder dunkelblaues Verdeck. Für ein erweitertes Infotainment mit 3D-Navigation sind noch einmal 1.200 Euro fällig.
Ein überschaubares Wettbewerbsumfeld
Der Chevrolet Camaro bewegt sich in einem eng abgesteckten Wettbewerbsumfeld. Erst seit Ford den Mustang ab 2015 offiziell im Programm führt, ist ein gleichwertiger Konkurrent auf der Koppel. Die Neuauflage des Ford-Klassikers bietet Motoren mit 317 PS bis 533 PS. Die Preisliste für den Mustang startet bei 38.000 Euro. Dank des offiziellen Engagements von Ford für den Mustang erzielt das Coupé durchaus respektable Verkaufszahlen. 2016 entschieden sich 5.232 Kunden für den US-Zweitürer. Damit zählt er laut Kraftfahrtbundesamt in Flensburg nach Porsche 911 und Audi TT zu den erfolgreichsten Sportwagen auf dem deutschen Markt. Dagegen konnte der Camaro im selben Zeitraum lediglich 371 Kunden verführen. Einen legendären Ruf genießt im Segment der sportlichen US-Coupés nicht zuletzt der Dodge Challenger. Das Coupé mit bis zu 717 PS Leistung ist ab rund 45.000 Euro bei Direktimporteuren erhältlich.